Wellen tragen den Schmerz auf und ab. Wie Schreie von meinem Herz bis in dein Grab. Ein Trauma das mich von nun an begleitet. Ein Nachtalp der auf meinen Träumen reitet. Tage ziehen heran und vorbei. Zeit fließt zäh wie Blut - einerlei. Die Wunde nässt sich durch die Kleider. Die Wahrheit heilt niemals ab - leider. Ein Happen von der Zukunft abgenagt. Das Leben von Morgen auf Gestern vertagt Ungefragt... (Corinna)
Ich trage dich in jeden neuen Tag und jedes neue Jahr!
23. Februar 2011:
Zu deinem Geburtstag!
Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang, nur vor dem Tode derer, die mir nah sind. Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang und lass mich willig in das Dunkel treiben… Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr - und die es trugen, mögen mir vergeben. Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der andren muss man leben!
('Memento', Mascha Kaleko)
Bemalt von mir
Gehen und Bleiben, 5. April 2011
Liebe Birgit!
Nach deiner Beerdigung im September hatte ich sofort das Verlangen dich anzurufen, um dir zu erzählen, dass man alles nach deinem Wunsch ausgerichtet hatte. Zweieinhalb Jahre lang hatte ich morgens als erstes bei dir angerufen. Jetzt weiß ich nicht, welche Nummer ich wählen soll...
In einer Woche werden es 7 Monate sein, seit ich hilflos neben deinem toten Körper saß. An dieser Stelle hat das Leben mich völlig traumatisiert zurückgelassen. Ich lenke mich mit viel Aktivität und weltlichen Projekten ab, räume auf mit Überflüssigem, kümmere mich um Mama und Papa, - werde aber immer wieder von viel Krankheit, Schmerz und Leid unterbrochen...
Da ich mich auf dieser Seite seit Jahren eingängig mit Leben und Sterben befasse, hätte ich erwartet, den Tod - deinen Tod - besser zu verarbeiten. Mein inneres Empfinden riet mir aber, eine Weile Abstand von meiner Denk- und Schreibtätigkeit zu nehmen, und mich stattdessen sehr weltlichen DIngen hinzugeben. Während ich mich nun dieser inneren Stimme beuge, wächst meine Liste an noch-zu-erledigenden Themen. Vielleicht wird es irgendwann aus mir heraussprudeln. Vielleicht wird es noch nüchterner sein als zuvor. Wir haben alle soviel von dir gelernt. Und dafür danke ich dir. Altwerden, ohne Schwester, ist aber trotz allem nicht gerade das, was ich mir vorgestellt hatte....
Corinna
Lied, das du für deine Beerdigung ausgesucht hast:
Zu diesem Lied haben wir die Kapelle betreten, und eine Kerze für dich angezündet, so, wie du es dir gewünscht hattest...:
Wie passend, dieses Lied zu wählen. Die Caravane beschreibt den Weg, die Reise, - gleichzeitig aber basiert der Name auf dem durch die Lüfte reisenden Götterphänomen. Das Phänomen der Ewigkeit. Tröstlich der Gedanke, dass du so gerne gereist bist...
Gehen und Bleiben, 2. November 2012
Zum dritten mal werde ich nun (m)einen Geburtstag erleben, an dem es dich nicht mehr gibt. 2009 hast du mir eine rote, orientalische Lampe geschenkt, die auf deinem Wohnzimmerfußboden stand und immer so gemütliches Licht verbreitet hat.
Habe ich das Trauma inzwischen überstanden? Nein, es wird mich mein ganzes Leben begleiten. Es hat meine Welt erschüttert und seitdem wackelt jeder Schritt auf meinem Weg in die Unendlichkeit. Erst wenn man all diese Ängste und Gehunsicherheiten abgelegt hat, wenn der Sensemann vorsichtig anklopft und man selbst dahindöst in unbekannten Gefilden - glaube ich - wird die Seele zur Ruhe kommen...
oder erwachen... ?
Ist alles ein Traum? Oder ein Witz, der nicht zum Lachen gemacht ist...
Wo bist du?
Gehen Seelen verloren? sind sie im Weltall erfroren? werden sie neu geboren? hat es sie je gegeben? sterben sie mit dem Leben? stehen sie beim Sterben daneben?
Mehr Blumen während des Lebens, denn auf den Gräbern sind sie vergebens
... hast du mir vor vielen Jahren in mein Poesie Album geschrieben...du bekommst trotzdem welche:
Gehen und Bleiben, 2. November 2013
In tiefer Schwärze in der Nacht habe ich mich aufgemacht und bin den Weg hinaufgestiegen dorthin wo Wind und Engel fliegen wo Licht und Schatten sich vereinen wo alle sind die wir beweinen