TO FALL TO PIE®CES

Datum 15.09.2008 00:10:00 | Thema: Artikel

Narben der Seele

Von Reptomaniac

Die Geschichte der Religionen ist eine Geschichte der blutigen Opfer für die Götter..
Körperqual = Seelenheil?

Wieviele Tiere wurden zu Ehren jener "höheren Wesen" auf den Altären hingeschlachtet, wieviele Menschen wurden zum Wohlgefallen der Götter lebendig verbrannt, erschlagen, in Stücke geschnitten, erhängt oder auf andere Art und Weise gemordet!

Ein weiteres düsterer Aspekt dieser Unkultur sind Selbstverstümmelungen, Kastrationen, Kasteiungen und andere Malträtierungen des eigenen Körpers aus religiösen Gründen. Vorsorglich möchte ich darauf hinweisen, dass einige Schilderungen möglicherweise für Leser mit schwächeren Nerven nicht ganz geeignet sind.


Im 13. und 14. Jahrhundert zogen seltsame Prozessionen durch die mittelalterlichen Ortschaften, Menschen mit Peitschen bewaffnet, geißelten sich selbst in aller Öffentlichkeit. Begonnen hatte der eigenartige Spuk im Jahr 1260 im italienischen Perugia. Raniero Fasani, Mitglied einer Bußbrüderschaft, behauptete, eine Engelserscheinung gehabt zu haben, bei der ihm die Vernichtung der Stadt angedroht wurde, falls die Einwohner nicht Buße täten.

Im Herbst des gleichen Jahres fand dann eine öffentliche Selbstgeißelung statt. Die Flagellantenbewegung (vom lateinischen Wort flagellum für Geißel, Peitsche) begann sich dann in ganz Italien auszubreiten. Mönche und Bischöfe führten die Prozessionen der Geißelbrüder an. Bald schwappte der seltsame Ritus auch auf andere Länder über, nach Österreich, Polen, Ungarn, Deutschland.

Doch schon im nächsten Jahr gingen die Umzüge nördlich der Alpen wieder erheblich zurück. Erst in den Jahren 1348 und 1349 flackerte die Geißlerbewegung wieder kurz auf. Diesmal marschierten auch eigene Frauenprozessionen durch die Lande. Ab Herbst 1349 nahm die öffentliche Geißelung schließlich wieder ab. Das Motiv bei diesen Prozessionen, bei denen sich die Teilnehmer die entblößten Rücken unter Bußgesängen mit Geißeln, an denen oft Dornen oder kleine Steinchen befestigt waren, blutig - und die Haut in Fetzen schlugen, war eindeutig pure Angst...

Angst vor dem drohenden Weltuntergang, Angst vor der Pest und vor allem Angst vor dem Zorn Gottes. Man suchte die Gottheit durch die blutige Selbstkasteiung und indem man sich in den Staub der Straßen warf, zu besänftigen. Furcht und Schrecken sind nämlich der Grund für den Glauben, die Wurzel der Religion; nicht die Liebe zu ihrer Gottheit treibt die Gläubigen an, sondern einzig und allein die nackte Angst vor der Übermacht des höheren Wesens und vor seinem Zorn.

Und es kommt letzten Endes auch nicht mehr darauf an, ob diese Wesen unabhängig von uns existieren und den Menschen geschaffen haben oder ob sie unser geistiges Produkt sind und unsere Schöpfungen uns über den Kopf gewachsen und nun unsere Herren sind.
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Schon dreihundert Jahre früher um die Jahrtausendwende, als die Furcht vor der bevorstehenden Apokalypse die Menschen in ihrem Bann hielt, war die Selbstgeißelung - allerdings im privaten Rahmen - im Gebrauch. Man peitschte und ließ sich peitschen. Für ein Bußjahr brauchte man 3000 Schläge, also folgerte der Kirchenlehrer Damiani, dass je mehr Geißelungen man über sich ergehen lässt, desto besser es sei für das Seelenheil.

Ein Mönch namens Dominikus aus dem Kloster Fontanella schaffte es in einigen Wochen sich hunderte von Bußjahren abzupeitschen. Daneben steckte er noch 15 Jahre in einer eisernen Rüstung, was ihm den Ehrennamen Loricatus ("der Gepamzerte") einbrachte. Der oben erwähnte Damiani erzählte auch gern die Geschichte eines Mönches, der sein ungebärdiges Glied mittels eines glühenden Eisens zur Räson brachte.

Man geißelte sich nicht nur ausgiebig in jenen Tagen (wobei man sich allerdings auch fragen kann, ob da immer nur die Angst vor dem Höllenfeuer dahintersteckte und nicht auch ganz weltliche sexuelle Vorlieben, - schließlich ließen sich Frauen gern von Priestern auspeitschen und Männer von Nonnen), sondern zwängte seinen Körper in enge Panzer, behängte sich mit schweren Ketten, trug auf der nackten Haut sogenannte Bußgürtel mit eingearbeiteten Bleikugeln und Strafstrumpfbänder mit eisernen Zacken, die die Beine zerfleischten.

Und wenn das alles immer noch nicht half, dann konnte man seinen Penis so fest einschnüren, dass die Blutzufuhr unterbrochen wurde, bis er abstarb, bald darauf verfaulte und vom Körper abfiel. Und mitunter kam es auch vor, dass der Büßer sich die sündige Hand, mit der er seine Wollust an sich selbst befriedigte, mit dem Beil amputierte. (Nebenbei bemerkt, es gibt auch solche eigenartigen Zeitgenossen, die sich am Anblick von Menschen mit amputierten Gliedmaßen aufgeilen und ihrer seltsamen Lust auf sogenannten Amputee-Seiten nachgehen.)

Kastrationen florierten sogar wieder in der Neuzeit im östlichen Christentum, wenn auch nur bei der russischen Sekte der Skopzen (Verschnittene), die aus den Flagellanten hervorging. Ihre Mitglieder lehnten Staat und Kirche als antichristliches Reich ab und bezeichneten Priester und Bischöfe als Diener Satans. Sie erkannten zwar Jesus an, betrachteten ihn aber nur als den Vorläufer eines zweiten Sohnes Gottes, des Gründers ihrer Vereinigung. Dieser Kondratij Seliwanow, ein Bauer, der im Jahr 1832 starb, überzeugte seine Anhänger, dass man das Himmelreich nur durch den Tod des Phallus erlangen könne und das die eigentliche Erbsünde der Geschlechktsakt sei.

Natürlich hat sich dieser fromme Mann auch gleich selbst der "Feuertaufe" unterzogen und seinen Penis durch glühendes Eisen ausgemerzt, wie dann Tausende nach ihm. Es gab zwei Weihegrade, beim niederen wurde nur der Hodensack entfernt, beim Erzengelrang auch der Phallus. Meist wurde das von "Operateuren"durchgeführt, die mit einfachstem Besteck ihre Kunst praktizierten, aber manchmal legte der Gläubige selbst mit einem Beil Hand an sich und stillte dann das Blut mit glühendem Eisen.

Bei Frauen bestanden die Weihegrade im Abschneiden oder Verbrennen der Brustwarzen im niederen Rang und durch das Abschneiden der Brüste im höheren, außerdem wurden manchmal die Klitoris und die kleinen Schamlippen entfernt.

Um ihre Anhängerschar zu vermehren, ließen sich die Skopzen gewöhnlich erst dann entmannen, wenn sie Nachwuchs gezeugt hatten. Gewöhnlich handelte es sich um reiche Kaufleute, Geldwechsler und Juweliere, die ihr Vermögen dazu einsetzten, neue Anhänger und Kinder zu kaufen. Verräter und Abtrünnige wurden gnadenlos verfolgt; Neugierige, die den Versammlungen beiwohnten, wurden an ein Kreuz gebunden und gewaltsam verschnitten.

Und es gab auch Kinderopfer: Eine Skopzia spielte die heilige Jungfrau, ihr Kind galt als der Sohn Gottes und musste demzufolge den Märtyrertod sterben. Acht Tage nach der Geburt wurde das Herz des Kindes durchstoßen, das Blut wurde als Kommunion getrunken, der Körper getrocknet und das Fleisch anschließend in Brötchen verbacken, welche die Gläubigen dann verzehrten - ganz im Sinne des lieben Jesus, der seine Anhänger dazu aufforderte, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, um der ewigen Seligkeit teilhaftig zu werden.
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Überhaupt waren gegenseitige Geißelungen, Verstümmelungen und andere Folterungen des eigenen Körpers in den Klöstern bis in die jüngere Zeit gang und gäbe. Die heilige Karmeliterin Maria Magdalena dei Pazzi (2. April 1566 bis 25. Mai 1607) pflegte sich in Dornen zu wälzen, sich ins Gesicht treten zu lassen und sich im Beisein der anderen Nonnen von der Oberin auspeitschen zu lassen, was ihr anscheinend ziemliches (unchristliches) Vergnügen bereitete.

Marguerite Marie Alacoque (22. Juli 1647 bis 16. Oktober 1690) schnitt sich in ihre Brust ein Christusmonogramm und brannte es, nachdem es zu schnell heilte, mit einer Kerze wieder aus. Als Nahrung nahm diese "vorbildliche" Heilige verschimmeltes Brot und faules Obst zu sich, trank zeitweise nur Waschwasser und frönte dem Kotfetischmus:

In ihrer Selbstbiographie beschrieb sie das Glücksgefühl, das sie durchströmte, als sie ihren Mund mit den Fäkalien eines an Durchfall erkrankten Mannes gefüllt hatte. Auf die "Offenbarungen" jener seltsamen, heiligen Frau gehen übrigens der Herz-Jesu-Orden, das Herz-Jesu-Fest und die Herz-Jesu-Andacht zurück.

Eine gewisse Katharina von Cardona lebte acht Jahre lang in einer Höhle, schlief selbst im Winter auf dem nackten Boden, trug ständig ein peinigendes Bußgewand, das sie noch zusätzlich mit schweren Ketten behängte und malträtierte sich stundenlang mit diversen Folterwerkzeugen. Zum Schluss ernährte sie sich wie ein Tier von Gras.

Aber wie schon Thomas von Aquin bemerkte, wartet auf die Asketen, vor allem wenn sie sich sexuell kasteien, als Lohn die himmlische Seligkeit und dann dürfen sie, wie der "größte Theologe" ausführlich schildert, von oben herab sich am Leid der in der Hölle im Auftrag des "lieben Gottes" von Teufeln auf ewig gequälten unglücklichen Sünder erfreuen.

Wenn der irdische Leib und seine Bedürfnisse nur ein minderwertiges Übel für den Gläubigen auf seinem Weg zu ewigen Heil sind, dann ist es aus theologischer Sicht folgerichtig, das Fleisch zu verdammen und es "abzutöten"..möglichst keine Freude, geschweige den Sinnesfreude mehr genießen, stattdessen Askese und Qualen. Und je mehr man sich kasteit, desto größer die Chance, der ewigen Verdammnis zu entgehen.

Der im Jahr 1925 zum Kichenlehrer erhobene Johannes von Avila lehrte: "Verachte den Leib. Betrachte ihn als einen schneebedeckten Misthaufen, als etwas, das dir Ekel bereitet, wenn du nur daran denkst." Und in den Regeln der Franziskaner heißt es: "Der Geist des Herrn jedoch will, dass das Fleisch abgetötet und verachtet, geringgeschätzt, zurückgesetzt und schimpflich behandelt werde."

Immer hat die Religion den Selbsthass geschürt, alles Natürliche verdammt, was ja auch nicht verwunderlich ist, denn die Götter wollen keine sinnenfrohen Geschöpfe, sondern möglichst viel Not und Elend, Leid und Schmerz, um selbst ihre Gier danach zu befriedigen. "Wüte gegen dich, damit Gott sich deiner annimmt und dich nicht verurteilt", meinte schon Augustinus.
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Um ihrer Gottheit näher zu kommen, verfallen die Gläubigen auf die seltsamsten Ideen, sogar darauf, das Leiden Christ möglichst realitätsgetreu am eigenen Körper nachzuempfinden. Auf den Philippinen hat sich eine besonders blutige Sitte eingebürgert, ein Ritual, dass zwar von der Kirche (offiziell) nicht gern gesehen wird, gegen das aber nichts unternommen wird und das sich mittlerweile zu einem Touristenspektakel entwickelt hat:

An Karfreitag spielen etliche Gläubige die Passion Jesu nach. Ganz in der Tradition der Geißelbrüder ziehen sie durch die Stadt und schlagen sich mit Peitschen, an denen Glasscherben befestigt sind, ihre entblößten Rücken blutig. Andere schleppen auf ihrem Rücken ein schweres Holzkreuz, während sie auf ihrem Weg ausgepeitscht werden.

Im Jahr 2000 ließen sich dann neun Gläubige in der Stadt San Fernando in aller Öffentlichkeit an ein Kreuz schlagen: Eine Dornenkrone auf dem Haupt - bis das Blut über die Stirn lief - wurden diese religiösen Eiferer von Helfern mit Seilen an ein Kreuz gefesselt. Dann trieb man durch die Handflächen sieben Zentimeter lange, in Alkohol getränkte Stahlnägel. Anschließend wurden die Kreuze in der sengenden Sonne aufgerichtet und die Fanatiker hingen einige Zeit lang daran.

Sich vor den Augen vieler Zuschauer freiwillig foltern zu lassen, um seine Sünden abzubüßen oder seiner Gottheit zu gefallen, ist ja nicht nur Erscheinungsform eines extremen christlichen Fanatismus, auch in anderen Religionen gibt es heute noch derartige Praktiken:

Auf der thailändischen Insel Phuket läuft jedes Jahr im achten Mondmonat des chinesischen Kalenders ein eigenartiges Schauspiel ab. Endlose Prozessionen von Gläubigen ziehen vorbei, Menschen, die sich die Wangen mit Ketten, Eisenstangen und anderen Gegenständen durchbohrt haben, schwere Glocken und Gewichte direkt an der Haut hängen haben. Andere laufen über glühende Kohlen oder besteigen Leitern, deren Sprossen aus Schwertern oder scharfen Messern bestehen.

Wieder andere lassen sich durch Stangen, die durch ihre Wange getrieben werden, mit anderen Teilnehmern verbinden und laufen dann gemeinsam als Einheit bei der Prozession zu einem der Tempel. Und weitere tragen Schreine und große Bilder ihrer Gottheiten an Stangen, die sie durch ihre Körper getrieben haben, und an Seilen, deren Widerhaken am Körper befestigt wurden. Durch das Gewicht der Schreine und den Zug der Seile bohren sich dann die Eisenstangen immer weiter in das Fleisch. Auch hier will der Gläubige sich von seinen Sünden reinigen und seinen Göttern näherkommen.
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Manchmal stecken hinter Malträtierungen des eigenen Körpers nicht nur religiöse Motive (auf den ersten Blick jedenfalls), oft sind es auch seelische Störungen, wie z.B. beim Borderline-Syndrom, das Menschen dazu veranlasst, sich selbst zu verletzen, sich Schnitte an Armen und Beinen zuzufügen, sich die Haut zu verbrennen, Körperteil zu quetschen oder sich Blut abzuzapfen. Oft stehen dahinter unbewusste Schuldgefühle (womit wir uns wieder der Religion annhähern), Selbsthass, Angst vor dem Alleinsein, Angst vor sich selber und andere Störungen.

Durch die Selbstverletzungen versucht der Kranke, seine Schuldgefühle zu kompensieren oder wieder einen Bezug zu seiner Körperlichkeit wieder herzustellen, die ihm oft abhanden gekommen ist. Ein weiterer Grund ist, dass dabei ein euphorisierender Zustand auftritt, weil dabei Serotonin ausgeschüttet wird, an dem es den Betroffenen oft mangelt.

Nun ist die Unsitte, den eigenen Körper zu foltern, wie so vieles andere auch, durchaus nichts Neues. Schon die alten indianischen Völker Mittelamerikas vollzogen solche Praktiken. So pflegten sich die Mayas z.B. bei ihren rituellen Feiern die Zunge oder den Penis zu durchbohren. Und auch schon bei den alten Ägyptern gab es Tätowierungen, Schmucknarben und Piercings.

Vielleicht sollten diejenigen, die der Auffassung sind, ihren Körper unbedingt derart "verschönern" zu müssen, oder die Anhänger der Bodmod-Bewegung (von body modification), die sich in einschlägigen Studios von selbsternannten Folterknechten Narben mit glühenden Eisen auf den Körper brennen oder sich die Zungen spalten lassen, oder sich durch die durchbohrten Schamlippen Ketten ziehen, an denen schwere Gewichte hängen, über die religiösen, bzw. dämonischen Hintergründe nachdenken - nämlich, dass sie einem uralten Brauch folgen, um die Gier der Götter nach Schmerz und Leid zu befriedigen.

Nordamerikanische Indianer hängten sich beim Sonnentanz, der "0-Kee-Pa-Zeremonie", an Fleischerhaken, die sie sich durch Haut und Muskeln der Brust trieben, auf. Und von den Germanen ist eine besonders grausige Art der Selbstverstümmelung oder besser gesagt der Selbstaufopferung bekannt: Odin zu Ehren schlitzte sich der Gläubige selber die Bauchdecke auf und zog sich die eigenen Gedärme aus dem Körper. Noch lebend schlang er sie dann um einen Baumstamm und an diesen gefesselt, verreckte er dann (..man kann es wirklich nicht anders ausdrücken).

Auch die weiter oben erwähnten Kastrationen waren schon seit der Antike bekannt. In OH, MARIA - TEIL 2 schrieb ich darüber:


"Der Astarte-Kult war im ganzen orientalischen Raum verbreitet und fand auch Einzug in das römische Imperium. Die Göttin wurde hier u.a auch unter den Namen Kybele verehrt. Sie war die Herrin einer Schar dämonischer Begleiter, den sog. Korybanten. Am 24. März wurde das orgiastische Fest Sanguis (Blut) begangen. Der Name stammt von dem Opferblut der Tiere, das auf den Altären vergossen wurde.

Die Kybele-Priester fügten sich mit Geißeln aus geflochtenen Peitschenschnüren, die mit spitzen Knochenstückchen versetzt waren, Wunden zu, bis das Blut in Strömen floß. Die anderen Teilnehmer brachten sich selbst Stich- und Schnittwunden bei, so war der ständige Nachschub an Blut für die Göttin gesichert.

Man drehte sich im Drogenrausch bei aufpeitschender Musik ständig im Tanz, bis man von der Göttin ergriffen wurde. Hier finden wir einige Anklänge zum Voodoo, wo die Gläubigen ebenfalls in der Ekstase von der Gottheit in Besitz genommen (geritten) werden. Jetzt, im Augenblick der höchsten Ekstase, opferten einige der Kybele ihre Männlichkeit und kastrierten sich selbst. Das wurde niemals mit einem Messer, sondern stets mit einem scharfkantigen Stein, z.B. aus Obsidian durchgeführt...Dann zogen sie als Eunuchen-Priester, Galloi genannt, in weiblicher Kleidung und mit Schmuck behängt durch die Lande, um den Kult weiter zu verbreiten.

Kybele war ein dämonisches Wesen, dass Besitz vom Geist der Menschen ergriff und sie ihn Raserei und Wahnsinn versetzte und ihn in ein fremdes Wesen verwandelte. Der römische Dichter Catull schildert in einem Gedicht, wie sich ein junger Mann in der Ekstase selbst kastriert und das nach seinem Erwachen aus dem Drogenrausch bitter bereut. Kybele lässt aber nicht zu, dass er ihrer Herrschaft entfliehen will..."


In Europa wurden noch bis ins zwanzigste Jahrhundert aus "künstlerischen Gründen" Knaben verschnitten und noch im Jahre 1920 sangen Kastraten in der sixtinischen Kapelle (die vor Papst Sixtus IV, der außerdem noch ein Bordell erbaute, errichtet wurde) zur Ehre Gottes. Fast wäre auch der Komponist Joseph Haydn, wie man zu seiner Zeit beschönigend sagte, "sopranisiert" worden. Zum Glück bewahrte ihn der energische Protest seines Vaters vor diesem Schicksal. Man mag es kaum glauben, aber es gibt tatsächlich Eunuchen-Fetisch-Seiten, auf denen sich Extrem-Masochisten ihre Phantasien von ihrer Kastration in allen Details ausmalen.

Stammes- oder Schmucknarben und auch Körperdeformierungen sind in vielen Kulturen ein Zeichen der Gemeinsamkeit, der Zusammengehörigkeit. Man schneidet sich Ornamente in die Haut, lässt sich mit glühendes Eisen Muster auf den Körper brennen, Pflöcke durch die Lippen treiben oder gleich ganze Teller einsetzen, oder man streckt den Hals, indem man ihn in zahlenmäßig anwachsende Ringe presst, bis man kaum noch von einer Giraffe zu unterscheiden ist.

Frauen hängen Gewichte an ihre Brüste, um sie möglichst weit nach unten zu ziehen, andere machen das Gleiche mit ihren Schamlippen. Im alten China zwängten sich schon die kleinen Mädchen in viel zu enge, winzige Schuhe, bis ihre Füsse völlig verkrüppelt und deformiert waren, um dem damaligen Schönheitsideal zu entsprechen. Heutzutage hungern sich junge Mädchen, einer höchst fragwürdigen Mode folgend, fast zu Tode, ganz die Nachfolgerinnen jener knochigen Hungerasketen vergangener Jahrhunderte, genauso unglücklich und griesgrämig. Männer ruinieren ihre Gesundheit durch die exzessive Einnahme von Anabolika und Dopingmitteln in Bodybuilder-Studios, um ihre Körper zu formen, massiv Muskeln aufzubauen, merken aber nicht, dass sie sich damit oft nur verunstalten.
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Zu den eben erwähnten Stammesnarben gehören auch im weiteren Sinne solche Praktiken wie die Beschneidung. Auch hier soll durch das Entfernen der Vorhaut beim Knaben seine Zugehörigkeit zu der Glaubensgemeinschaft symbolisiert werden. Nun könnte man das noch durchaus hinnehmen, wobei man sich allerdings doch schon fragen kann, warum man ein Kind unbedingt - und wenn es sich nur um ein kleines Stückchen Haut handelt - verstümmeln muss.

Richtig widerwärtig wird es aber, wenn es um die Beschneidung bei Mädchen geht, die von keiner Religion gefordert wird, denn hier stecken nur die ausschließlich extrem frauenfeindlichen Motive gehirnkranker Barbaren dahinter. Denn die Mädchenbeschneidung ist etwas total anderes als die Beschneidung bei Knaben. Die Frau soll durch die Prozedur ihr Lustempfinden gänzlich verlieren, nur noch als ein Gebärmaschinen funktionieren und zu einem (treuen) Objekt der Begierde für ihren Herrn und Meister werden.

Es gibt mehrere Arten der Mädchenbeschneidung. Bei der harmlostesten (wenn man das Wort überhaupt dafür benutzen sollte) wird "nur" die Klitoris entfernt. Bei anderen Stufen werden auch die kleinen Schamlippen abgeschnitten.

Die wohl barbarischste und ekelhafteste Art ist die sogenannte "Pharaonische Beschneidung", die vor allem bei den Somali, Dschibuti und Nubiern praktiziert wird. Dabei werden die Klitoris, die inneren und die äußeren Schamlippen entfernt. Anschließend werden beide Seiten der Vulva bis auf eine erbsengroße Öffnung, durch die dann später der Urin, das Menstruationsblut und die Vaginalsekrete austreten können, zusammengenäht. Im Laufe der Zeit wächst dann die Haut zusammen, bis dann am Tage der Hochzeit der Ehemann, mit einem Messer bewaffnet, seine Braut wieder "öffnet".

Es braucht nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie schmerzhaft das für die Frau ist und wie demütigend. Während der Zeit, in der sie zugenäht ist, leidet die Frau beim Urinieren oft an Schmerzen und es kann leicht zu Entzündungen kommen. Durch diese extreme Form der Beschneidung verliert die Frau ihr Lustempfinden fast zur Gänze und ist nicht mehr fähig, einen Orgasmus zu erleben. Dass die Beschenidungen zum Tode fühern können, ist klar.

Wenn man sich dann auch noch vor Augen hält, dass viele der Männer, die solche ekligen Praktiken befürworten, dann beim Geschlechtsakt noch besondere Freude daran haben, wenn die Frau möglichst trocken ist (weil das angeblich den Genuss des Mannes steigert), was durch das Einführen bestimmter Kräuter in die Scheide oder durch Ausräuchern erreicht wird, kann man sich leicht vorstellen, wie unangehnem schmerzhaft es für die Frau ist, wenn sie von ihrem Gebieter penetriert wird. Oft muss bei einer Geburt noch ein weiterer Schnitt durchgeführt werden.

Übrigens wird im Koran - an keiner Stelle - weder die Beschneidung von Mädchen noch die von Knaben erwähnt. Es handelt sich hier also eindeutigen um Praktiken, die auf vorislamische Stammestraditionen zurückgehen. Völlig unverständlich ist aber, warum Mütter ihre eigenen Töchter immer wieder dieser Qual unterziehen, einer Qual, unter der sie selber ihr ganzes Leben leiden. Warum in aller Welt bewahren sie ihre Kinder nicht vor dem gleichen Schicksal? Was veranlasst Menschen, ihre Lieben derartigen Qualen auszusetzen?
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Warum tun sich Menschen selbat all diese Grausamkeiten an? Warum verunstalten sie sich freiwillig, schneiden und verbrennen ihre Haut, deformieren ihre Körper, hungern sich fast zu Tode, stürzen sich in Dornen, zwängen sich in Bußgewänder, geißeln und foltern sich selbst auf die unterschiedlichste Weise? Welcher Ungeist treibt diese Irregeleiteten an?

In den allermeisten Fällen ist es immer wieder die Religion, jene geniale teuflische Erfindung, die aus Menschen Sklaven der Dämonen macht. Blut, Leid und Schmerz, das ist die Nahrung der Götter, ihr Nektar und Ambrosia. Und je mehr die Menschen leiden, sich kasteien und quälen, umso höher der Genuß für jene Wesen. Religion ist ein Kind der Angst, nicht ein Kind der Liebe. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, die Furcht vor den Göttern ist das maßgebende Motiv für den Glauben, die Angst seinen Herrschern zu mißfallen und ihren Zorn heraufzubeschwören. Und diese Urangst, und nur diese, ist es, die hinter all diesen Handlungen steckt.


Reptomaniac, 08.09.2008


UPDATE

Menschen kommen auf die seltsamsten Dinge, wenn es um ihren Glauben geht. Manche lassen sich - wie geschildert - ans Kreuz schlagen, andere kastrieren sich selber oder brennen sich Narben auf den Körper, alles für den Herrn. Daneben gibt es aber auch Formen der Selbstkasteiung der freiwilligen Entbehrungen und Strapazen, die auf den ersten Blick nicht so spektakulär sind, aber der gleichen Geisteshaltung entspringen.

Jedes Jahr pilgern Millionen von Menschen der verschiedensten Religionen an Wallfahrtsorte in der ganzen Welt (so soll z.B. jeder gläubige Muslim einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern). Manche geben ihr letztes Hab und Gut hin, nur damit sie sich die Reisen leisten können. Andere marschieren wochenlang bei sengender Sonne durch unwirtliche Gegenden, schleppen sich krank und schwach an ihr Ziel, oder rutschen den ganzen Weg büßend und Gebete murmelnd auf den blutend-wunden Knien. Einige werfen sich immer und immer wieder in den Staub.

Und immer wieder endet so eine Pilgerreise für manche Teilnehmer tödlich. Auf völlig überfüllten Fähren zusammen gepfercht, ertrinken sie, wenn ihr Gefährt wegen der Überlastung im reißenden Strom untergeht, oder werden - an ihrem Ziel angekommen - inmitten einer religiös aufgeheizten Menge - zu Tode gequetscht und getrampelt, - wieder andere brechen - gezeichnet durch die Strapazen und Entbehrungen - am Ende ihrer Pilgerfahrt leblos zusammen.

Warum tun sich Gläubige so etwas an? Zum einen, weil es ihnen ihre Religion so vorschreibt, zum anderen erhoffen sich manche von so einer Pilgerreise an einen Wallfahrtsort Erlösung von Leid und Krankheit, in den allermeisten Fällen aber vergebens. Denn wenn man sich einmal all die jährlichen Abermillionen von Pilgern vor Augen hält und diese Zahl mit den (angeblichen) Heilungen vergleicht, dann stellt man leicht fest, dass die Chance auf eine Genesung noch wesentlich geringer ist, als die auf einen Lottogewinn. Außer Spesen nichts gewesen - und nach der Heimkehr ist man dann noch elender dran, als vor der Reise.

Anfang des 3. Jahrhunderts ruft Origines (185 bis 254), der bedeutenste Theologe der orientalischen Kirche, die Christen zu einem Leben in ständiger Buße und tränenreichem Gedenken an das jüngste Gericht auf. Der heilige Kichenlehrer Basilius von Caesarea (330 bis 379), genannt "der Große", untersagt den Gläubigen jeden Spass, sogar das Lachen. Der heilige Antonius befiehlt den Mönchen "sich den Tieren gleich zu halten" und im 7. Jahrhundert meint Johannes Climacus: "Der Mönch soll sein ein gehorsames, mit Vernunft begabtes Tier."

Immer war das christliche Ideal der Askese das genaue Gegenteil von Humanität und Liebe zum Leben, sondern weltfeindlich und verachtend. Ende des 4. Jahrhunderts sollen in den ägyptischen Wüstengebieten etwa 24.000 Asketen gelebt haben. Sie hausten in Gräbern, in Tierkäfigen, in winzigen Zellen, in Höhlen, sogar in hohlen Bäumen oder lebten jahrelang auf kleinen Plattformen hoch oben auf Säulen (daher der Name Säulenheiliger) und zogen sich ihr kärgliches Essen, das ihnen von mitleidigen Seelen spendiert wurde, mit einem Seil nach oben. Und immer wird gefastet, gebüßt und gebetet, man wälzt sich im Schmutz, wechselt jahrelang die Kleidung nicht und gedenkt unter schmerzenden Tränen der Schlechtigkeit der Welt.

Jede Freude ist verpönt, alles Schöne oder Lebenswerte ist nur eine List des Teufels, nur ständige Entbehrung und Askese ist gottgefällig. "Äußerer Schmutz ist ein Zeichen für innere Reinheit", propagiert Kirchenlehrer Hieronymus und erzählt voller Freuden von Mönchen, die in Gruben hausen, sich ihr Lebtag lang nicht waschen, ihre Kutten tragen, bis sie ihnen vom Leib fallen, ihre Zellen mit stinkendem Unrat anhäufen, sich alle paar Tage mal eine Handvoll Feigen gönnen oder ein paar Getreidekörner aus dem Kuhmist klauben.

Heute sind die Zeiten dieser extremen Asketen längst vergangen, aber immer noch unterwerfen sich in den Klöstern Mönche und Nonnen einer strengen Hierarchie, geben alles weltliche auf, verzichten auf alle Freuden des Lebens, manche verpflichten sich zu einem lebenslangen ständigen Schweigen (außer es wird ihnen ausnahmsweise gestattet, zu reden). So suchen sie die Nähe zu Gott, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass sie durch ihr Verhalten, durch die ständige Unzufriedenheit, durch diese ganze Askese und den Verzicht auf jegliche Freude am Leben nur dazu beitragen, geistige Nahrung, sprich negative Emotionen und Leid, für die "Götter" zu produzieren, wovon sich diese Wesen dann ernähren.

Reptomaniac, 14.09.2008

Quellen/Info's u.a.:
Karlheinz Deschner - Das Kreuz mit der Kirche
Horst Herrmann - Sex & Folter in der Kirche
www.wikipedia.de
www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/773/101672/
u. diverse Internetseiten



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