SELTSAMES VON GESTERN - TEIL 2

Datum 06.12.2007 03:12:47 | Thema: Artikel

Von Rattenfängern und verführten Kindern

Von Reptomaniac

Eine der im deutschsprachigen Raum (und weit darüber hinaus) wohl bekanntesten Sagen ist die des Rattenfängers von Hameln..
Nachdem diese Geschichte sicher allgemein bekannt sein dürfte, soll hier nur eine kurze Zusammenfassung folgen:

Im Jahre 1284 tauchte in der niedersächsischen Stadt Hameln ein mit einem Gewand aus vielen bunten Tüchern gekleideter Mann, der Bundting geheißen haben soll, auf und erbot sich, die Stadt von der damals herrschenden Rattenplage zu befreien. Nachdem er sich mit der Bürgerschaft über den Lohn für seine Arbeit geeinigt hatte, lockte er mit einer Pfeife alle Ratten und Mäuse aus ihren Verstecken.

Die Tiere versammelten sich um ihn und folgten ihm, wohin er ging. Der Rattenfänger führte sie zu einem Gewässer, die Tiere folgten ihm auch dahin und ertranken. Als die Bürger von der Rattenplage befreit waren, reute sie allerdings der Lohn und sie verweigerten ihn unter allerlei Ausflüchten. Der Rattenfänger verließ darauf die Stadt im Zorn.

Bild: http://commons.wikimedia.org/wiki/Fil ... nfaengerhaus_Fassade-.jpg
Das "Rattenfängerhaus" von Hameln trägt eine Inschrift mit Angaben darüber, wieviele Kinder unter welchen Umständen am 26. Juni 1284 verschwanden

Am 26. Juni erschien er wieder, diesmal war er wie ein Jäger gekleidet. Auch hatte er wieder eine Pfeife dabei. Als er sie diesmal ertönen ließ, folgten im allerdings keine Ratten oder Mäuse, sondern es wurden dadurch die Kinder der Stadt (ab dem 4. Lebensjahr) angelockt. Der Mann führte die Kinder in einen Berg, wo sie spurlos verschwanden.

Anm.: Viele Sagen gehen ja auf reale, historische Ereignisse zurück. Und auch hier hat man versucht - wenn man davon absieht, die ganze Geschichte als frei erfunden zu bezeichnen - eine logische Erklärung zu finden. Eine davon ist, dass es sich dabei schlicht um Anwerbeversuche für den Bergbau gehandelt haben soll und die Kinder, bzw. Halbwüchsigen sich als Bergarbeiter verdingt haben.

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Von der dämonologischen Forschung her bietet die Sage des Rattenfängers allerdings einige sehr interessante Aspekte.

Zum einen ist da die bunte Kleidung dieses "Bundting" bei seinem ersten Auftreten, die an einem karnevalsmäßigen, bzw. clownesken Aufzug erinnert. Wir wissen ja, dass bei dämonischen Wesen besonders auffällige und seltsame Kleidung eine gewisse Rolle spielt - s. hierzu die Artikel PHANTOM CLOWNS und PHANTOM CLOWNS - TEIL 2.

Zum anderen ist da natürlich seine Pfeife. Geräusche und Musik spielen bei der Begegnung mit elfischen Wesen eine herausragende Rolle.

Die Elfenmusik übt auf den Zuhörer einen unwiderstehlichen hypnotischen Einfluß aus, dem man sich nicht entziehen kann - ein bekanntes Beispiel ist die Begegnung des griechischen Helden Odysseus mit den Sirenen, die die Besatzungen vorbefahrender Schiffe durch ihren Gesang auf ihre Insel locken, um sie dann aufzufressen - s. hierzu auch den Artikel DÄMONISCHE KLÄNGE.

Schon allein diese beiden Punkte legen den Schluss nahe, dass es sich bei dem Rattenfänger keineswegs um einen gewöhnlichen Menschen gehandelt haben kann. Vollends deutlich wird sein dämonischer Charakter bei seinem zweiten Auftreten. Diesmal erscheint er als Jäger kostümiert. Und die Gestalt des Jägers war stets eine Erscheinungsform des Teufels (der grüne Mann, Robin Hood, der wilde Jäger - man denke an die Verbindungen zur Wilden Jagd, bzw. zum Wilden Heer!).

Auch und besonders der Berg, in dem die Kinder verschwanden, ist ein immer wiederkehrendes Motiv. Zahlreiche Sagen handeln von zwergenhaften Geschöpfen, Kobolden oder Feen, die innerhalb von Bergen hausen - in der Anderwelt - und bisweilen Menschen in ihr Reich, aus dem es keinen Ausgang in die Außenwelt zu geben scheint, entführen..

Auffallend ist, dass die Opfer dieser Wesen bei ihrem Eintritt in den Berg anscheinend mühelos feste Materie durchdringen - hier drängt sich die Parallele zu den Entführungen in angebliche Alien-Raumschiffe auf, wo die Abductees ja auch durch alle Hindernisse in das Innere des Ufos transportiert werden (Ufo=Berg!). Ebenso fanden Missing Time Erlebnisse bei diesen Berg-Entführungen immer wieder Erwähnung, so dass auch da eine Parallele zu Ufo Entführungen vorliegt.

Rattenfänger im übertragenen Sinne spielen auch eine zentrale Rolle bei den (historisch umstrittenen) Kinderkreuzzügen:

Im Jahre 1212 geschah in Europa ziemlich Merkwürdiges. Zeitgleich in Deutschland und Frankreich brachen ganze Heerscharen von Kindern und Halbwüchsigen auf - und zwar ohne dass sie sich gegenseitig beeinflusst hätten! -, um das heilige Land von den Sarazenen zu befreien.

Initiatoren dieser seltsamen Massenhysterie waren zwei Knaben. Der deutsche hieß Nikolaus und war zehn Jahre alt. Über seine Herkunft ist bezeichnenderweise nichts bekannt. Der französische war ein gewisser Stephan, der zwischen 12 und 15 Jahren alt gewesen sein und als Hirte gearbeitet haben soll. Beide Kinder verfügten trotz ihres jugendlichen Alters über ein herausragendes Redetalent und es gelang ihnen, ihre Zuhörer in ihren Bann zu schlagen.

Die beiden hatten bald Tausende von Kindern unter ihrer Kontrolle und stachelten sie zu einem Kreuzzug an. Mitte Mai 1212 brachen denn auch etwa 20.000 Kreuzfahrer auf. Die meisten davon waren Kinder und Jugendliche, es waren auch etliche Erwachsene dabei. Der französische Kreuzzug verzeichnete sogar über 30.000 Teilnehmer.

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Das ganze Unternehmen war ein einziges Fiasko und forderte einen hohen Blutzoll von den Teilnehmern. Schon auf dem Weg über die Alpen verloren zahlreiche Kinder des deutschen Kreuzzugs durch Abstürze, Unwetter, Hunger und Durst ihr Leben. Als sie die Mittelmehrküste bei Genua erreichten, war ihre Teilnehmerzahl schon auf 7.000 Personen geschrumpft. Eine andere Gruppe von Kindern erreichte etwa zur selben Zeit Ancona.

Nikolaus hatte ein Wunder versprochen, die Wogen sollten sich vor den Kindern teilen. Natürlich blieb das Wunder aus und viele Kinder versuchten danach, wieder nach Hause zurückzukehren. Die meisten wurden von den Lombarden als Arbeitskräfte versklavt, andere starben bei Überfällen durch Räuber oder verhungerten und verdursteten. Nur einem kleinen Teil gelang die Rückkehr in die Heimat.

Mit dem Rest, der bei ihm geblieben war, setzte Nikolaus seine Reise fort. Bei Pisa gingen einige hundert Kinder auf zwei Segelschiffe, die nach Akkon in See stachen. Was mit ihnen geschah, wurde nie ganz aufgeklärt. Mit dem Rest - jetzt waren es nur noch etwa 1.200 Kinder - zog Nikolaus weiter durch Italien. Hier löste sich der Zug allmählich auf. Viele starben durch Krankheiten oder durch die Wirrungen des damals herrschenden Bürgerkriegs zwischen Staufer und Welfen.

Das ganze Unternehmen endete schließlich in Brindisi. Dort wurde der Rest der Kinder versklavt, die Jungen als Arbeitskräfte, die Mädchen in Bordelle. Was mit ihrem Anführer Nikolaus geschah, ist ungeklärt.

Auch der französische Kreuzzug erlebte ein schreckliches Schicksal. Schon auf ihrem Weg durch Frankreich starb die Hälfte der Kinder. Stephan hatte ebenso wie sein Kollege Nikolaus versprochen, dass sich die Wogen des Meeres vor ihnen teilen würden, aber auch bei ihm geschah kein Wunder.

Zwei Kaufleute aus Marseille stellten für 7.000 Kinder sieben Schiffe kostenlos zur Verfügung. Bei der Überfahrt sanken zwei der Schiffe in einem Sturm. Alle Kinder und Besatzungsmitlglieder kamen ums Leben. Die Kinder auf den restlichen fünf Schiffen wurden nach ihrer Ankunft an der algerischen Küsten als Sklaven an die Araber verkauft, wie es die Marseiller Kaufleute schon seit Anfang geplant hatten. Nur wenige Kinder konnten wieder in ihre Heimat zurückkehren.

[Anm. Repto: Es ist schon sehr seltsam, dass sowohl in Deutschland als auch in Frankreich Tausende von Kindern einer solchen Massenhysterie erlagen. Und noch seltsamer ist, dass ihre Eltern und die weltlichen und kirchlichen Autoritäten ihr Unterfangen nicht verhinderten (in Frankreich gab es wohl einige Versuche, den Zug der Kinder aufzuhalten), obwohl es von vorneherein klar war, dass der Kreuzzug scheitern musste und die Kinder, sogar wenn sie ihr Ziel erreichen sollten, überhaupt keine Chance in einem Kampf gegen ein ausgebildetes Heer hatten.

Nach dem Debakel meldeten sich auch jene Stimmen zu Wort, die in den Kinderkreuzzügen keineswegs einen göttlichen Auftrag sahen, sondern dämonischen Einfluß dahinter vermuteten. Ein dämonischer Einfluß ist hier sicher eine denkbare Erklärung, wenn man sich vor Augen führt, wieviel Leid und Tod diese Kreuzzüge gefordert haben, welche ein riesiges Menschenopfer es für die Dämonen darstellte.]


Quellen:
Heinz Rölleke - Das große deutsche Sagenbuch
www.maraba.de
www.srprojects.de/Kreuzzugweb/ ... euzzug/Kinderkreuzzug.htm
www.goethezeitportal.de/index.php?id=2777

[Anm. Corinna: In seinem Buch "Mysterious America" erzählt Phänomene Forscher u. Kryptozoologe Loren Coleman von dem buntgekleideten 'Bunting', der den Einwohnern eines Westfalischen Städtchens im Jahre 1284 in Sachen Pestkontrolle unter die Arme griff, indem er half, die Ratten auszurotten (obwohl, wie man heute meint, die Rattenflöhe NICHT die Ursache für den "Schwarzen Tod" waren, vielmehr ist die Ursache ungeklärt - aber das ist ein anderes Thema..).

Diese Geschichte war dann wohl Auslöser für die Legende des "Pied Piper of Hamelin", die auch in den USA (und zahlreichen anderen Ländern) ein Begriff ist. Die kinderraubende Gestalt war ganz klar wie ein Narr gekleidet und kann ganz klar genauso bewertet werden, wie die Kinderlockenden Clowns der USA, s. die Phantom Clowns Artikel, Verlinkung oben im Text. Es handelte sich bei den Clowns der USA also offenbar nicht um ein neues Phänomen, und wer weiß, wie oft derartige Geschichten bereits abgelaufen sind und unnotiert blieben..

Was Hameln angeht: Seit damals ist es gesetzlich verboten in der Bungelosen Straße, durch die die Kinder angeblich gelaufen sind, als der Rattenfänger sie mit seiner Musik verzauberte, Musik zu spielen.]


Nostalgischer US "Pied Piper" Eiswagen:
http://www.timepassagesnostalgia.com/ ... +new+jersey&sis=-1&rdir=1
..hat was Fieses, oder?

to be continued...



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